Landshuter Zeitung vom 05.11.2009

  • Deutschland Cup-Pause in der 2. Eishockey-Bundesliga — Zeit für Gerüchte bei den Cannibals:


    Bernd Truntschka: „Ja, ich kann mir vorstellen, dass ich Landshut verlasse“


    Dass der LES-Manager zu den Hamburg Freezers in die DEL wechselt, will er aber nicht bestätigen


    Grundsätzlich mal, ist es ihm super unangenehm. Dieses ganze Gequatsche, „Truntschka nach Hamburg“ und so. Die Zeitung schreibt es, die Fachpresse und im Radio kann man es hören: Bernd Truntschka ist als Geschäftsführer oder Sportdirektor beim DEL-Club Hamburg Freezers im Gespräch. Der Manager der Landshut Cannibals sagt: „Das ist eine private Angelegenheit. Dazu sage ich nichts.“


    Gerade jetzt musste da einer mit dieser superheiklen Sache daherkommen. Gerade jetzt, wo man doch die erste Hälfte der Vorrunde in der 2. Eishockey-Bundesliga hinter sich gebracht hat. Jetzt, wo Deutschland Cup-Pause ist und die Landshut Cannibals endlich mal richtig Zeit haben, sich auf ihre Stärken und vor allem ihre Schwächen zu konzentrieren. Gerade jetzt, muss sich die hungrige Meute aus Neugierigen auf diese Hamburg-Sache stürzen.


    Aber mal ehrlich: tut es denn nicht auch gut, als Manager eines DEL-Clubs in Erwägung gezogen zu werden? Truntschka versucht, eine seiner knorrigsten Mienen aufzusetzen: „Es hält vor allem auf“, knurrt er, „weil man ständig zu dem Thema angerufen wird und seiner wirklichen Arbeit nicht nachgehen kann“. Seine Mundwinkel haben allerdings leicht gezuckt. Er hätte gerne gelacht. Und sich vielleicht sogar öffentlich gefreut. Zumindest mal kurz. Aber dann würde ja wieder diese Interpretiererei losgehen. Und er will ja eigentlich nichts sagen zu diesem Thema. Letzte Frage dazu: Kann sich Bernd Truntschka vorstellen, Landshut mal zu verlassen? „Ja, ich kann mir vorstellen, Landshut zu verlassen.“ Kurze Pause. „Meine Frau hat mir die Freigabe erteilt. Bedingung: Mein Sohn muss 18 Jahre alt sein.“ Im Dezember wird der Filius volljährig... Doch noch eine allerletzte Frage: Diese Saison beendet der Manager Bernd Truntschka mit den Landshut Cannibals? „Natürlich.“


    Wie bereits berichtet, sollen auf dem Schreibtisch von Detlef Kornett, dem Geschäftsführer der Anschütz Entertainment Group in Deutschland, zu der die Hamburg Freezers ja gehören, rund 30 Bewerbungen liegen. Darunter sollen die Personalakten sein von Eishockey-Größen wie dem Schweizer Nationalcoach Ralph Krueger, Huskies-Chef Stephane Richer oder Ex-Bundestrainer Greg Poss. Es ist also durchaus als Kompliment zu werten, wenn man in einem Atemzug mit der Creme de la Creme im deutsch-sprachigen Eishockey genannt wird.


    Den Kannibalen-Trainer Tobi Abstreiter tangieren die brodelnden Gerüchte so viel wie kalter Kaffee: „Mei, so ist das im Eishockey. Spieler kommen und gehen, Manager kommen und gehen - wobei Manager nicht ganz so oft wechseln...“ Auf die Mannschaft wirke sich der Truntschka-Hype bis jetzt nicht aus. Während der Cup-Pause werden sechs Eiseinheiten und drei Off-Eiseinheiten durchgezogen, die Losung ist klar: „Jeder Spieler muss konzentriert ans Werk gehen und versuchen, mit letzter Konsequenz seine Mängel abzustellen.“


    Während die Youngster Tom, Kühnhackl, Tobias Rieder und Max Forster Land auf, Land ab in den höchsten Tönen gelobt werden, taucht des Trainers Bruder Peter Abstreiter, eigentlich als „Kracher“ geholt, derzeit noch als „graue Maus“ in den Kannibalenreihen unter. „Es ist auch nicht einfach für ihn“, nimmt Trainer Abstreiter seinen jüngeren Bruder in Schutz, „er setzt sich vielleicht auch zu sehr unter Druck. Peter braucht dringend ein Erfolgserlebnis. Ein Tor und es geht wieder aufwärts.“


    Vielleicht klappt es ja mit einem neuen Mann an seiner Seite. Ryan McDonough trainiert seit gestern am Gutenbergweg (siehe nebenstehenden Bericht). Mit dem jungen Kanadier sollen zwei Reihen neu gemischt werden. Freitag, den 13. November gegen Kaufbeuren wird das Experiment dann erstmals vorgeführt. Und dann ist auch wieder Eishockey wichtig - und nicht mehr Gequatsche und so... -as-



    Der Neuzugang: Ryan McDonough


    Groß ist er nicht und breit auch nicht gerade. Aber „besonders gefährlich“. Mit diesem Attribut wurde Ryan McDonough dem Eishockey-Zweitligisten Landshut Cannibals zumindest angeboten. Der junge, freundliche Kanadier hat gestern zum ersten Mal mit dem Kannibalen-Team trainiert. Und Trainer Tobi Abstreiter ist durchaus angetan von dem jungen Stürmer: „Es hat sich gleich herauskristallisiert, dass er ein schneller Spieler ist, der weiß, was er mit dem Puck macht.“


    In der vergangenen Saison spielte der wendige Flitzer für Red Bull Salzburg in der ersten Osterreichischen Liga. „Er hat alle Voraussetzungen, um uns zu helfen“, sagt Abstreiter, „und wer als Ausländer in Österreichs bester Liga spielt, muss gut sein.“ In welcher Reihe McDonough spielen wird, wollte der Chef-Coach noch nicht verraten. Nur so viel: Die schlagkräftige Reihe mit den „jungen Wilden“ Kühnhackl, Rieder und Forster ist im Moment unantastbar.


    Der 21-jährige McDonough wird für die kommenden vier Spiele einen Tryout-Vertrag bekommen. „Eine Verlängerung bis zum Saisonende ist reine Formsache“ ‚ versichert Landshuts Manager Bernd Truntschka, der von den spielerischen Qualitäten des Kanadiers voll überzeugt ist: „Sollte er nicht volltrunken nachts durch die Landshuter Altstadt laufen, steht einer Verpflichtung nichts im Weg.“ -as-


    Aus der Landshuter Zeitung vom 05.11.2009