Landshuter Zeitung vom 18.11.2009

  • 22 Punkte in zehn Spielen - Landshut prescht auf Platz sechs vor


    Lieben und lieben lassen


    Warum die Cannibals trotz Erfolgsserie fest auf die Euphoriebremse treten

    Der Niederbayer an sich ist ja nicht unbedingt für seine Emotionalität bekannt. Schon gar nicht der Niederbayer, der hauptberuflich dem Eishockeygeschäft nachgeht. So ist es vermutlich auch nicht verwunderlich, dass bei den Landshut Cannibals die Tatsache — und auch Freude darüber, dass das Team aktuell auf dem sechsten Tabellenplatz der 2. Eishockey-Bundesliga steht, mit dem gleichen stoischen Gesichtsausdruck verkündet wird, wie beispielsweise die Entlassung eines Spielers.


    Derweilen könnte man sich im Moment am Gutenbergweg unentwegt lächelnd die Schultern tätscheln (fürs Klopfen ist es noch zu früh, wir haben ja noch nicht mal Vorrundenhalbzeit) - denn A: 22 Punkte geholt aus den vergangenen zehn Spielen. B: Am Wochenende zwei Mal gewonnen (4:3 n.P. gegen Kaufbeuren und 4:1 gegen Riessersee). C: Selbstausgebildete Nachwuchsspieler im Kader, um die ganz Eishockeydeutschland die Cannibals beneidet (Rieder, Kühnhackl, Forster, Wagner) — Tobi Rieder und Raphael Wagner spielen heute für die U20; Tom Kühnhackl läuft Freitag und kommenden Dienstag unter seiner Förderlizenz für die Augsburg Panther in der DEL auf. Und D: als Sahnehäubchen noch ein Kompliment vom Gegner, das runterläuft wie Öl: „Landshut hat derzeit die taktisch beste Mannschaft der Liga“, soll Riessersees Trainer Maurizio Mansi nach dem Spiel gesagt haben.

    Ja, es war auch alles schon mal ganz anders. Vor ungefähr sechs Wochen fanden sich die Landshuter auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Die Spieler liefen wie Falschgeld auf dem Eis herum, von Spielwitz keine Spur, die Stimmung im Keller. Und jetzt: Platz sechs, Tendenz steigend.

    Kannibalen-Herz, was willst du mehr? „Es ist durchaus möglich, dass wir noch weiter nach vorne kommen“, sagt Chefcoach Tobi Abstreiter. „Wir haben gezeigt, dass wir nicht nur mitspielen, sondern auch herausfordern können.“ Und der Trainer weiter: „Unsere Stärke hat sich in den vergangenen Spielen entwickelt. Vor allem in den Fünf-gegen-Fünf-Situationen stehen wir zurzeit als bestes Team der Liga top da. Wir müssen aber auch alles andere im Auge behalten und uns von Match zu Match verbessern. Das ist möglich, wenn alle weiterhin alles geben.“ Aber das Kompliment von Riessersee-Trainer Mansi... Stolz? „Wir haben das gerne angenommen. Klar.“ Der emotionale Pegel schlägt bei diesen Worten geringfügig nach oben aus. Das ist allerdings nur wahrzunehmen, wenn man als Betrachter seinen Blick auf die Mundwinkel richtet, die sich im Millimeterbereich Richtung Ohren bewegen. Sonst alles ganz cool.


    „Ja freilich sind wir stolz auf die Mannschaft“, bekräftigt auch Manager Bernd Truntschka. „Vor allem bin ich stolz auf den Tobi. Unser Trainer hat hart an sich und dem Team gearbeitet und sich hervorragend entwickelt. Er hat als absoluter Neuling die Mannschaft übernommen. Die Spieler haben ihn nun akzeptiert und sind mit ihm erfolgreich.“ Auch der Manager verzieht keine Miene während seiner Ode an den Coach. Er lässt nicht einmal eine erahnen — ja sapperlott, freut sich denn hier gar keiner? „Doch, doch“, sagen Manager und Trainer unisono. „Natürlich. Wir geben das auch der Mannschaft weiter. Wir sind nur. zurückhaltend, weil: Wer hoch springt, kann auch tief fallen“, erklärt Tobi Abstreiter. Und dann entwischt es ihm - und auch dem Manager Bernd Truntschka kommt eines aus: Ein Lächeln, ein zufriedenes. Alles richtig gemacht. Alle haben sich lieb, alles wunderbar — so kann‘s weitergehen. -as-


    Aus der Landshuter Zeitung vom 18.11.2009