Landshuter Zeitung vom 20.03.2010

  • Generalstabsmäßige Vorbereitung mit drei Torhütern, acht Verteidigern und 14 Stürmern


    Ausgeglichenheit ist Trumpf: „Wir müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt Tobi Abstreiter


    Noch drei Mal schlafen — doch der Kannibalen-Coach ist jetzt schon ganz scharf auf die Steelers


    Der Worte sind erst mal genug gewechselt. Jetzt konzentrieren sich die Zweitliga-Puckjäger der Landshut Cannibals ganz auf die Arbeit auf dem Eis, um beim ersten Playoff-Viertelfinalspiel am kommenden Dienstagabend (20 Uhr) bei den Bietigheim Steelers nichts dem Zufall zu überlassen.


    Das Team ist topfit — alle Spieler konnten voll mittrainieren und sind am Dienstag einsatzbereit — und an der nötigen Motivation hapert‘s in den Playoffs ohnehin nicht. Nun kommt‘s auf die taktischen Feinheiten an, um sich in der Serie nach dem Modus „Best of Seven“ die entscheidenden Vorteile zu erkämpfen. „Bietigheim verfügt über zwei ausgesprochen starke Reihen. Deshalb müssen wir alle an einem Strang ziehen und mit unserer Ausgeglichenheit dagegen halten“, sagt Kannibalen-Chefcoach Tobi Abstreiter und peilt eine enorm konstante sowie konsequente Leistung an, um den (noch) amtierenden Champion in die Knie zu zwingen.


    Dabei sollen die jungen Kufenflitzer wie Nico Krämmer, David Elsner oder Stefan Kronthaler voll mit eingebunden werden. „Wir wollen in jedem Match mit der vollen Mannschaftsstärke auf den Spielberichtsbogen“, betont Tobi Abstreiter und setzt auf viele Alternativen. Derzeit hat er im Übungsbetrieb die freie personelle Auswahl. Aktuell trainieren die Kannibalen dank Unterstützung aus dem DNL-Team mit drei Torhütern, acht Verteidigern und 14 Angreifern und können so Vollgas geben. Auf dem Stundenplan stehen sämtliche Spielsituationen, die dank der dicken Personaldecke mit hoher Intensität durchgezogen werden. Am gestrigen Freitag durfte die Truppe noch einmal durchatmen und einen freien Tag genießen. Heute treffen sich die Jungs dagegen bereits wieder zum Training, um schon einmal in den Playoff-Rhythmus zu kommen. In einer detaillierten Videoanalyse sollen dann noch einmal Stärken und Schwächen der Steelers ausgelotet werden. Schließlich sind es die Kleinigkeiten und häufig auch die individuellen Fähigkeiten einzelner Spieler, die am Ende den Unterschied machen.


    Bei den Kannibalen denken sie dabei natürlich zuerst an die alten Playoff-Hasen Markus Welz und Ty Morris. Und freilich an Youngster Tom Kühnhackl, der die Cannibals-Anhänger vor seinem Wechsel nach Kanada sicher noch das eine oder andere Mal verzücken möchte. „Er könnte in so einer Serie auch für die entscheidenden Treffer gut sein“, vermutet Manager Bernd Truntschka. Zumal Tom Kühnhackl mit bisher zwölf Saisontoren noch unter seinen Möglichkeiten geblieben ist.


    Ach ja, und dann bleibt natürlich auch noch die Gretchen-Frage: rasieren oder nicht rasieren? Während bei den Spielern definitiv wieder die Playoff-Bärte wuchern werden, ist sich der Chefcoach noch nicht ganz sicher, ob er da mitziehen wird. „Ich werde das nochmal mit meiner Frau besprechen“, schmunzelt Tobi Abstreiter voller Vorfreude.


    Schließlich kann der 39-jährige Kannibalen-Dompteur das Eröffnungsbully im Eisstadion Ellental kaum noch erwarten. „Es sind ja für mich die ersten Playoffs als Trainer, ich bin wirklich gespannt und brenne auch schön langsam“, sagt Tobi Abstreiter und hat dabei dieses unvergleichliche Playoff-Funkeln in seinen Augen — bloß noch drei Mal schlafen, dann wird‘s ernst! -mm-



    LES-Gesellschafter Michael Imhoff:


    „Natürlich haben wir eine Chance“


    Draußen wird‘s schön langsam Frühling - und drinnen höchste Zeit für die schönste Zeit im Eishockey-Jahr: Zum Start der Viertelfinalserie gegen die Bietigheim Steelers sprach LZ-Sportredakteur Michael Selmeier mit LES-Hauptgesellschafter Michael Imhoff über sein Herz für die Cannibals, herzliche Erinnerungen, ein herzhaftes Ziel und einen ziemlich fiktiven Herzenstraum.


    Rang fünf nach der Doppelrunde, das Playoff-Ticket sicher gelöst und das Kannibalen-Trikot für die Saison 2010/11 schon komplett vermarktet und somit bereits das finanzielle Fundament für die sportliche Zukunft gelegt — da muss doch auch das Herz des LES-Gesellschafters Michael Imhoff höher schlagen?


    Michael Imhoff: „Sportlich auf jeden Fall. Da sind wir mit der Entwicklung insgesamt sehr zufrieden — und insbesondere mit unseren jungen Spielern. In finanzieller Hinsicht muss man schon etwas differenzieren. Wir schleppen ja ständig ein Paket vor uns her, weil die Einnahmen häufig die Ausgaben nicht ganz decken. Positiv ist jedoch, dass die Wirtschaft jetzt bereit ist, mehr zu investieren. Und ich würde mich sehr freuen, wenn‘s mit der Vermarktung diesmal tatsächlich so klappt, wie‘s vereinbart ist, also die Zusagen eingehalten werden.“


    Im Viertelfinale geht‘s wie in der Spielzeit 2007/08 gegen die Bietigheim Steelers. Da werden angenehme Erinnerungen an einen fulminanten 4:1-Triumph der Landshuter wach. Auch bei ihnen?


    Michael Imhoff: „Na klar! Das war schon Super. Und diesmal werden‘s wieder ganz besondere Partien. Schließlich gibt‘s ja auf beiden Seiten einige Ressentiments.“


    Was trauen Sie den Cannibals diesmal gegen die Schwaben zu?


    Michael Imhoff: „Natürlich haben wir eine Chance, dass wir uns durchsetzen und ins Halbfinale einziehen - auch wenn die Bietigheim Steelers das Heimrecht haben.“


    Bekanntlich ist ja nichts unmöglich. Und deshalb noch eine — zugegeben recht träumerische — Frage: Was wäre wenn... die Cannibals ins Finale durchmarschieren und sich in der Endspielserie den Zweitliga-Meistertitel sowie den sportlichen Aufstieg in die DEL sichern?


    Michael Imhoff: „Davon gehe ich realistischerweise mal nicht aus. Schwenningen und München haben einfach die stärkeren Mannschaften und aufgrund ihrer Budgets auch ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Aber: Ausgeschlossen ist nichts. In dem Fall müssten wir halt alles ganz neu überdenken.“



    Aus der Landshuter Zeitung vom 20.03.2010