LZ vom 01.02.17: Unter großem Druck entstehen Diamanten

  • "Unter großem Druck entstehen Diamanten"

    Dr. Bernhard Schaub und Alexander Saponjic sind Wirtschaftsprofis. Neuerdings mit einem Faible fürs Eishockey – speziell in Landshut. Sie setzen auf Seriosität, Solidität und die schwarze Null. Und sie wollen die Marke "EVL" stärken


    Beide sind Juristen. Beide sind Vollprofis in wirtschaftlichen Belangen. Beide sind in der hiesigen Region eher als Fußball-Fans bekannt: Dr. Bernhard Schaub (54), Inhaber eines renommierten Notariats in München und ehrenamtlicher Vorsitzender des SC Landshut-Berg, und Alexander Saponjic (47), Mitinhaber einer Anwaltskanzlei und Spezialist für Insolvenzrecht. Neuerdings haben beide ein Faible fürs Eishockey, speziell in ihrer Heimatstadt. Deshalb haben beide auch die EVL-Rettungsaktion entscheidend geprägt. Sie setzen künftig auf Seriosität, Solidität - und eine schwarze Null.


    Herr Schaub, Ihren Namen verbindet man in Sport-Landshut mit Fußball. Jetzt Eishockey. Wie kommt's?


    Dr. Bernhard Schaub: "Herr Saponjic hat mich kurz vor Weihnachten angesprochen. Ich habe gesagt, ich kann mich hier engagieren, wenn's erstens Sinn macht. Zweitens ist mir die Marke EVL immer wichtig. Und zudem möchte ich mich einbringen, damit Landshut als Sportstadt etabliert wird. Und da gehört der EVL zentral dazu. Ich habe übrigens schon als Schüler und auch als Student in den goldenen Zeiten mitgefiebert."


    Wie schaut's bei Ihnen aus, Herr Saponjic?


    Alexander Saponjic: ."Ich kann mich dem nur anschließen. Und hinzufügen: Hier werden zirka 500 Kinder und Jugendliche im Eishockeysport ausgebildet. Das wäre ohne Oberliga-Lizenz alles auf der Kippe gestanden. Demzufolge war eigentlich klar, dass man sich engagieren muss - und zwar jetzt oder nie. Außerdem hat man halt noch einmal die Chance, das irgendwie zu richten. Oder es geht eh den Bach runter."


    Hand aufs Herz, Herr Saponjic: Anfang Dezember gingen die Briefe an die 42 Gläubiger raus. Wie zuversichtlich waren Sie denn zu dem Zeitpunkt, dass der Schuldenschnitt tatsächlich klappt?


    Saponjic: "Unser Motto in der Kanzlei lautet 'Es gibt immer einen Weg'. Zudem bin ich von Haus aus ein positiver Mensch. Ich würd's nicht machen, wenn ich nicht dran glauben würde. Da spreche ich auch für meinen Kanzlei-Partner Mare Zattler, der genauso maßgeblich beteiligt war wie ich. Aber: Es war ein Ritt auf der Rasierklinge, ganz klar. Zumal man insbesondere mit der Berufsgenossenschaft nicht einfach verhandeln kann. Nicht minder schwierig war's dann im Januar, weil der Fehlbetrag dermaßen hoch war und es grundsätzlich keine Bereitschaft gibt, eine Haftung für Altverbindlichkeiten zu übernehmen."


    Jetzt sind's 17 Gesellschafter, 25 sollen's werden - so breit waren die Kapitalgeber am Gutenbergweg noch nie aufgestellt. Die sind vermutlich nicht Schlange gestanden.


    Schaub: "Es ist alles in den letzten drei, vier Wochen entstanden. Das sind auch Momente, die muss man nutzen. Unter großem Druck entstehen Diamanten. Das ist so ein salopper Spruch, aber es geht nur unter diesem Druck. Sobald man den Druck wegnimmt, ist wieder alles unverbindlich. Dass wir in der Kürze der Zeit 17 namhafte Persönlichkeiten gefunden haben, ist ohnehin ein großes Plus. Dabei hat Herr Saponjic das Wesentliche geleistet. Die anderen Gesellschafter kommen noch dazu, davon bin ich überzeugt."


    Saponjic: "Ein entscheidender Schritt war natürlich, dass Leute wie Dr. Schaub bereit waren mit einzusteigen. Ebenso wie beispielsweise Herr Eller oder Herr Imhoff. Dadurch haben wir einen Mix zwischen Alt und Neu. Das war letztlich auch der Schlüssel zum Erfolg. Zudem sind wir gut vernetzt. Und Herr Dr. Schaub steht für Seriosität - das ist genau das, was der Verein jetzt braucht."


    Fans träumen schnell - auch von der Rückkehr in die DEL 2.


    Schaub: "Ich sag's mal so: Wenn man vom Sterbebett springt, kann man nicht gleich an die Schönheitsoperation denken. Das muss man langsam angehen. Sich erst mal konsolidieren, eine Bestandsaufnahme machen, schauen, was da ist. Und dann kann man das Schritt für Schritt realisieren. Aber: Diese Dinge, die vorher auch bei der LES passiert sind, dass man sich von sportlichen Aspekten treiben lässt und sich finanziell versteigt, dürfen nicht mehr vorkommen. Schließlich kann man den Leuten, die sich nun engagieren, nicht zumuten, dass sie alle drei Jahre wieder zur Kasse gebeten werden. Das geht einfach nicht. Weil dann sind irgendwann selbst die Gutmütigsten weg. Also alles zu seiner Zeit. Die nächste Beiratssitzung wird sich sicherlich nicht um irgendeine Spielerverpflichtung drehen."


    Saponjic: "Das sehe ich genauso. Es geht nur um Solidität und eine schwarze Null."


    Interview: Michael Selmeier


    Aus der Landshuter Zeitung vom 01.02.2017