Landshuter Zeitung vom 07.10.2009

  • Nach Pleitenserie haut LES-Manager Bernd Truntschka mit den Fäusten auf den Tisch:


    „Zwanzig Prozent Lohnkürzung für die Profis - und wer dagegen ist, kann jederzeit gehen!“


    Sonderschichten bei Konditionstrainer Franz Beibl sollen den müden Kufenflitzern Beine machen


    Jetzt ist Schluss mit lustig, Seele streicheln, Hände tätscheln. Jetzt geht‘s ans Eingemachte. Oder genauer gesagt: an den Geldbeutel der Eishockeycracks. 20 Prozent des Gehalts will Kannibalen-Manager und LES-Geschäftsführer Bernd Truntschka von seinen Zweitliga-Profis einbehalten. Ausgenommen werden dabei einzig die höchst engagierten Nachwuchsspieler. „Wer das nicht akzeptiert, kann jederzeit gehen“, lässt Truntschka die Sportler-Muskeln unter dem Sakko spielen.


    „Es musste einfach etwas passieren“, pflichtet Cheftrainer Tobi Abstreiter seinem Manager bei. „Mit unserem Maßnahmenkatalog, der ja die Lohnkürzung beinhaltet, hoffen wir, dass es jetzt endlich zu einer Trotzreaktion im Team kommt.“


    Die Kannibalen-Verantwortlichen haben also die Reißleine gezogen. Nach dem kurzen Lichtblick gegen Crimmitschau (4:3-Sieg nach Penaltyschießen) am vergangenen Freitag folgte am Sonntag gleich wieder die Ernüchterung in Form einer 4:5-Niederlage gegen die Schwenninger Wild Wings. Die ernüchternde Bilanz nach acht Spieltagen: Landshut ist Vorletzter in der 2. Eishockey-Bundesliga. Mickrige fünf Punkte stehen auf der Habenseite — zum Vergleich: Tabellenführer München hat nach acht Spielen 21 Zähler auf dem Konto. Nun soll also ein Maßnahmenkatalog die Spieler wieder zum Laufen bringen, ihr Stellungsspiel in Über- und Unterzahl verbessern und eine gewisse Raffinesse und Spielintelligenz aus ihnen herauskitzeln.


    Von Trainer Tobi Abstreiter, Ex-Sportleiter Günter Oswald und dem Mannschaftsrat wurden folgende Punkte verabschiedet: 1. Nick Anderson spielt nicht mehr bei den Cannibals; 2. die Verträge des Tryout-Stürmers Ty Morris und des Tryout-Verteidigers Andrew Eastman werden nicht verlängert (siehe Artikel unten); 3. Konditionstrainer Franz Beibl wird wieder aktiv; 4. DNL-Spieler David Elsner rückt in die „Erste“ auf; 5. Lohnkürzung für die Profis um 20 Prozent; 6. Günter Oswald wechselt ab sofort komplett ins Spielerlager und gibt den Posten des Sportleiters auf (siehe nebenstehenden Artikel); 7. Manager Bernd Truntschka übernimmt auch das Amt des Sportleiters.


    Angesprochen fühlen müssen sich vor allem die Spieler im besten Eishockey-Alter zwischen 28 und 32 Jahren“, heißt es. Keine Namen. Gut. Schauen wir eben selbst in die Mannschafts-Daten: Zwischen 28 und 32 Jahre... Da findet man beispielsweise Andreas Moborg, Brady Leisenring, Markus Hundhammer, Markus Welz, Josef „Beppi“ Menauer und Peter Abstreiter. Für sie gelten wohl die Punkte drei und fünf des Maßnahmenkatalogs im Besonderen: Lohnkürzung und Konditions-Sonderschichten beim Fitnesstrainer Franz „der Schleifer“ Beibl. Eine gewisse Selbsterkenntnis muss den Spielern zugute gehalten werden. So sind neben Kapitän Kamil Toupal auch Markus Hundhammer, Andreas Moborg und Markus Welz sowie Günter Oswald und Neuzugang David Kudelka im Mannschaftsrat, der den Maßnahmenkatalog ja mit verabschiedet hat.


    Während die Kufenflitzer nun Sonderschichten schieben, um die Kondition zu verbessern, fahnden Manager Truntschka und Trainer Abstreiter wieder einmal von Kanada über Tschechien bis Finnland nach der berühmten Eier legenden Wollmilchsau. Im Klartext: Ein Top-Stürmer muss her und ein noch besserer Verteidiger — am besten für kein Geld. In Anbetracht der Situation, dass auch im Herbst solche Spieler nicht wie Blätter von den Bäumen fallen, macht sich bei Cheftrainer Tobi Abstreiter ein gewisser Galgenhumor bezüglich der Stellenbeschreibung breit: „Wir suchen einen guten Stürmer, der weiß, wo das gegnerische Tor steht, und einen Verteidiger mit Feuerkraft von der blauen Linie.“ Wer die beiden Gesuchten gesehen hat, meldet sich bitte bei den Landshut Cannibals unter Telefon 0871/963370.


    Ob die erhofften Verstärkungen schon bis zum Freitagsmatch in Weißwasser oder wenigstens bis zum sonntäglichen Heimspiel gegen Freiburg eintrudeln, bleibt abzuwarten. Trainer Tobias Abstreiter vertraut aber auch auf die abgestrafte Stammbelegschaft: „Es ist ja eine Basis da. Jetzt gilt es, darauf aufzubauen.“ Und zu punkten. –as-




    Anderson ist raus, Morris und Eastman wackeln


    Drohungen werden Wirklichkeit: Cannibals-Management zieht nun personelle Konsequenzen


    Richtige Begeisterungsstürme haben Nick Anderson, Ty Morris und Andrew Eastman weder bei den LES-Verantwortlichen, noch bei den Cannibals-Fans ausgelöst. Aber irgendwie waren sie nun mal da und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Jetzt aber ist es soweit: Die Hoffnung ist so tot wie nie zuvor. Und personelle Konsequenzen sind deswegen die einzig logische Folge.


    Gestern Mittag hat LES-Manager Bernd Truntschka verkündet, dass Nick Anderson mit sofortiger Wirkung nicht mehr für Landshut spielt. Grund: Der US-Profi, der aus Bremerhaven an die Isar gewechselt war, hat die Anforderungen bei weitem nicht erfüllt. In der Defensive war der US-Boy in jedem Match für mindestens einen kapitalen Bock gut, in der Offensive konnte er seine Qualitäten allenfalls sporadisch andeuten. Gleichzeitig dürfte Nick Anderson zu den Top-Verdienern gezählt haben. Unterm Strich passte das Preis-Leistungsverhältnis also einfach nicht. Und weil bei Anderson nicht mal bescheidene Ansätze einer Aufwärtstendenz erkennbar waren, hatte sich die vorzeitige Trennung bereits abgezeichnet.


    Während Nick Anderson seine Koffer bereits gepackt hat, gewähren Manager Bernd Truntschka und Co. den beiden Tryout-Kandidaten Ty Morris und Andrew Eastman eine letzte Galgenfrist. Nach aktuellem Stand werden die bis 31. Oktober (Eastman) beziehungsweise 30. November befristeten Verträge aber nicht verlängert. Andrew Eastman deutete zuletzt zwar eine zarte Verbesserung an. Für einen ZweitligaKontingentakteur ist der junge Nordamerikaner allerdings (noch) nicht gut genug.


    Mehr eine Frage des Willens als eine Frage des Talents ist die Zweitligatauglichkeit wohl bei Ty Morris. Der Stürmer hat seine Fähigkeiten in den Playoffs der vergangenen Saison bereits nachgewiesen. Der Punktspiel-Alltag scheint den Kanadier aber nicht zu Höchstleistungen anzuspornen. Bernd Truntschka drückt‘s diplomatischer aus: „Ich brauche momentan keine Künstler, sondern harte Arbeiter.“ Und zu Letzteren zählt Morris eben nicht.


    Die personellen Konsequenzen sind indes nicht nur auf die direkt betroffenen Spieler gemünzt. Sie sollen auch ein Signal für manch‘ anderes Sorgenkind in der bislang so enttäuschenden Kannibalen-Truppe sein. „Wir fördern und fordern unsere Spieler. Momentan fordern wir sie mehr“, sagt Bernd Truntschka. Das Ziel ist klar: „Wir müssen den einen oder anderen aus seiner Komfortzone holen.“ Die Zeit der Gemütlichkeit ist am Gutenbergweg fürs Erste vorbei. -as/jv-



    Günter Oswald gibt Sportleiter-Posten auf


    Die sportliche Krise der Landshut Cannibals hat nun auch Auswirkungen auf die LES-Führung. Günter Oswald, bisher Spieler und Sportleiter in Personalunion, wird sich ab sofort ganz auf seine Aufgaben als Eishockey-Profi konzentrieren. „Man kann nicht beide Sachen gleichzeitig machen“, begründet Geschäftsführer Bernd Truntschka die Entscheidung, die auch für ihn Konsequenzen hat. Denn Truntschka wird sich künftig wieder verstärkt um die sportlichen Belange der LES kümmern müssen.


    Den Beschluss habe man gemeinsam gefasst, betonte Günter Oswald. „Ich will nicht ein Bein in der Mannschaft und das andere in der Chefetage haben.“ Es sei ein dummes Gefühl für die Teamkollegen, wenn der Sportdirektor erst am Schreibtisch die Verträge aushandle und dann mit den Spielern gemeinsam unter der Dusche stehe, sagte Oswald. „Ich will dem Team nun auf dem Eis mit meiner Erfahrung helfen.“ Dass er im fortgeschrittenen Eishockey-Alter von 40 Jahren dazu in der Lage ist, hat Oswald bewiesen. -as/jv-



    Brady Leisenring fällt für drei Wochen aus


    Cannibals-Stürmer Brady Leisenring, der sich am Sonntag gegen Schwenningen verletzt hatte, fällt für drei Wochen aus. Prof. Dr. Michael Karpf stellte eine schmerzhafte Brustbeinprellung fest. Die erste Diagnose — Schlüsselbeinbruch — bestätigte sich dagegen nicht. Leisenring wird vermutlich bereits kommende Woche wieder leicht trainieren können.


    Torwart Martin Cinibulk, der am Freitag gegen Crimmitschau einen harten Schuss frontal auf die Maske bekommen und dabei einen Zahn verloren hatte, kämpft noch immer mit einem leichten Schleudertrauma. Wenn alles gut geht, wird er aber am Wochenende fit sein. –as-



    Aus der Landshuter Zeitung vom 07.10.2009