Landshuter Zeitung vom 06.10.2010

  • Nach dem 5:6 gegen Bremerhaven geben sich die Spieler einsichtig - und der Coach handelt


    "Defensive Katastrophe" hat Folgen:
    Neue Verteidigerpärchen bei den Cannibals


    Manager Bernd Truntschka ist bedient: "Manchem war die Scorerliste wichtiger als das Team"


    Dicke Luft bei den Cannibals: Am vergangenen Freitag feierten die Landshuter in Rosenheim zwar einen 2:1-Erfolg nach Penaltyschießen. Doch die gute Laune nach diesem Derbysieg war schon am Sonntagabend wie weggeblasen. Vor heimischer Kulisse fingen sich Kamil Toupal und Co. nämlich nach einer 5:3-Führung noch eine 5:6-Watsch'n von den Fischtown Pinguins Bremerhaven ein. Und die Stimmung war wieder dort, wo sich die Kannibalen in der Tabelle der 2. Eishockey-Bundesliga schon länger befinden: im Keller.


    Die Wochenend-Bilanz von LES-Manager Bernd Truntschka fällt dementsprechend unerfreulich aus: "In Rosenheim lieferten wir eine geschlossene Mannschaftsleistung ab, aber der Sonntag war eine defensive Katastrophe. Da war wohl manchem die Scorerliste wichtiger als das Team." Noch wolle er den bösen Mann nicht heraushängen lassen. Vielmehr sei das nun in erster Linie die Baustelle der Mannschaft und des Trainers - und die sollen das Problem auch lösen.


    Kamil Toupal ist nicht minder sauer. Zu leicht hätten seine Kannibalen die Punkte am Sonntag verschenkt. So eine Leistung dürfe sich keinesfalls wiederholen, fordert der Kapitän. "Wir hatten keinen Respekt mehr vorm Gegner und fühlten uns mit zwei Toren Vorsprung zu sicher. Diesen Fehler hat Bremerhaven eiskalt ausgenutzt." Teamkollege Markus Hundhammer stimmt Toupal zu: "Wir Stürmer müssen einfach defensiver denken. Wir haben schlecht gespielt. So kann man kein Eishockey gewinnen."


    Goalie Sebalstian Vogl, der gegen die Pinguins nur zuschauen durfte, konnte das Spiel objektiv betrachten. "Es war bitter, nur auf der Bank zu sitzen. Es geht schließlich um mein Team." Die Jungs seien keine Einheit auf dem Eis gewesen. Generell hätte die Mannschaft gute Verteidiger und er sehe in dieser Hinsicht keine Probleme. Aber auch die Stürmer müssen seiner Meinung nach mehr für die Abwehr tun.


    Coach Tobi Abstreiter sieht's ähnlich und will deshalb das Defensivverhalten der Stürmer trainieren. Doch auch in der Verteidigung weht künftig ein anderer Wind. Das sichtbare Zeichen: Die Paare werden neu zusammengestellt, damit die Mannschaft hinten stabiler wird. "Der defensive Gedanke steht bei uns jetzt an erster Stelle", betont Tobi Abstreiter. Der "Schwarzwälder Doppelpack" am kommenden Wochenende gegen Schwenningen (Freitag) und Freiburg (Sonntag) sei eine große Herausforderung - aber er freue sich sehr drauf. "Was das Team braucht, ist Einsatzwille."


    Kamil Toupal sieht eher ein Kopfproblem. Sein Rezept: "Der Mannschaftserfolg muss an erster Stelle stehen und jeder muss bereit sein, alles dafür zu tun." Die Liga sei sehr ausgeglichen, deshalb seien gegen jeden Gegner Punkte drin. Hundhammer sieht die Sache dagegen skeptischer. Er rechnet nicht mit einem Sieg gegen Titelfavorit Schwenningen. Aber man habe noch eine Woche Training. "Es gibt diese Saison keine leichten Gegner." Keeper Vogl weiß genau, was ihn bei den Wild Wings erwartet. Er stellt sich auf viele Schüsse ein, hofft aber, genau deswegen gut ins Spiel zu kommen. Und Optimismus strahlt der Goalie ohnehin aus: "Ich weiß, wie man gegen Schwenningen gewinnt - ich bin heiß drauf."


    Ob der ehemalige Straubinger DEL-Spieler Christian Retzer auch an diesem Wochenende für die Dreihelmenstädter zum Einsatz kommt, ist laut Tobi Abstreiter und Bernd Truntschka noch offen. Darüber sei noch nicht gesprochen worden. Die magere Zahl von 1374 Zuschauern am Sonntag bereitet Bernd Truntschka noch kein Kopfzerbrechen. Er scherzt: "Das Wetter war einfach zu schön - ich hab' mir nachmittags einen Sonnenbrand geholt." Er habe die Zahlen mit dem Vorjahr verglichen. "Und die sind ähnlich." Das werde sich bei kaltem, typischem Eishockeywetter schon wieder relativieren.


    Die Mannschaft selbst könne freilich auch etwas dafür tun, dass der Andrang größer wird, sagt Bernd Truntschka: "Wir müssen einfach gut spielen - dann kommen unsere Fans von allein ins Stadion." –mel-


    ( Foto von Christian Retzer mit folgender Bildunterchrift: )
    VOR EINER UNKLAREN ZUKUNFT steht Christian Retzer bei den Cannibals. Der Stürmer gab am vergangenen Wochenende sein Debüt im Landshuter Dress. Allerdings könnte das Match gegen Bremerhaven schon seine Abschiedsvorstellung gewesen sein. Über eine Weiterverpflichtung des DEL-erfahrenen Angreifers ist jedenfalls noch keine Entscheidung gefallen.



    Aus der Landshuter Zeitung vom 06.10.2010

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut ()