Das Eisstadion putzt sich heraus
Halle wird an Versammlungsstättenverordnung angepasst - Kapazität steigt auf 6737 Plätze
Von Johannes Viertlböck
Das unerwartet frühe Playoff-Aus des Eishockey-Zweitligisten Landshut Cannibals hat zumindest ein Gutes: Die geplanten Umbauarbeiten in der Haupthalle des Eissportzentrums am Gutenbergweg können früher als gedacht beginnen. Rund 250000 Euro investiert die Stadt, um das Stadion an die Vorgaben der Versammlungsstättenverordnung anzupassen, die unter anderem mehr Wellenbrecher und eine Polizeieinsatzzentrale vorschreibt. Rechtzeitig zum Saisonstart im September sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Der schier endlose Spätwinter geht heute zu Ende - jedenfalls im Eisstadion. Am Wochenende fand das letzte Eishockey-Jugendturnier der Spielzeit 2012/13 statt, heute werden die Kälteanlagen ausgeschaltet. Bis das Eis gänzlich abgetaut ist, wird es allerdings noch bis zu zwei Wochen dauern. Die Bautrupps werden dann voraussichtlich Anfang Mai anrücken. Und sie haben einiges zu tun, um das Eisstadion an die aktuellen Sicherheitsstandards anzupassen:
"Es geht vor allem um die Wellenbrecher auf der Stehplatztribüne und um eine Einsatzzentrale für die Polizei", sagt Baudirektor Johannes Doll. Letztere wird etwa auf Höhe der Mittellinie über den Stehplätzen an der Ostseite des Stadions entstehen. Dort sind derzeit die Sanitäter und die Techniker für den Videowürfel untergebracht. Diese werden zwar nicht ausquartiert, müssen aber zusammenrücken, damit auch die Polizisten Platz haben. Weil die Beamten die Stehplätze von ihrer neuen Position aus nicht perfekt überblicken können, wird laut Doll zudem eine Kameraüberwachung der Tribünen installiert. Dazu erhält die Polizei durch eine Vorrangschaltung direkten Zugriff auf die Lautsprecheranlage.
Wenn die schon seit Jahren gültigen neuen Vorgaben der Versammlungsstättenverordnung (VStättV) umgesetzt sind, steigt die Kapazität des Eisstadions laut Doll wieder deutlich an. "Wir haben genau nachgerechnet und sind auf 6737 Zuschauerplätze gekommen", sagt der Baudirektor. Bislang war die Halle mit 4996 Besuchern ausverkauft. Das war aber ein Kunstgriff der Stadt, weil die höheren Standards der VStättV erst für Sportstätten ab einer Kapazität über 5000 Plätzen greifen. "Dauerhaft ist so eine behördliche Beschränkung auf unter 5000 Zuschauer nicht ausreichend", sagt Doll. Er räumt ein, dass es bei der Stadt angesichts der relativ niedrigen Zuschauerzahlen der Cannibals - durchschnittlich wollten "nur" rund 2300 Fans die Zweitliga-Heimspiele sehen - noch einmal Diskussionen über die Notwendigkeit der vom Sportsenat schon im Mai 2012 beschlossenen Umbaumaßnahmen gegeben habe. Doch Dolls Meinung ist klar: "Das Eisstadion ist nun mal für mehr als 5000 Zuschauer ausgelegt, deswegen müssen wir die Vorgaben aus meiner Sicht auch umsetzen." Zumal das Konflikt- und Gefährdungspotenzial auch von "nur" knapp 5000 Stadionbesuchern nicht unterschätzt werden dürfe.
Wunsch wird erfüllt: Rot und Weiß statt Gelb und Blau
Während die Sicherheitsstandards also erhöht werden, ist für eine von der Landshuter Eishockey-Spielbetriebs GmbH (LES) angeregte optische Verschönerung der in die Jahre gekommenen Halle nicht viel Geld da. Doll drückt es diplomatisch aus: "Wir stimmen uns mit den LES-Verantwortlichen ab. Aber deren Wünsche sind natürlich an die finanzielle Lage der Stadt anzupassen." Denkbar ist nach Dolls Worten eine Modernisierung des Eingangsbereichs auf der Stehplatzseite, etwa durch einen neuen Anstrich. Im Stadion dürften die bislang dominierenden Farben Blau und Gelb nach und nach, wie von LES und vielen Fans angeregt, den EVL-Vereinsfarben Rot und Weiß weichen. Los geht dieser Farbwechsel bei den neuen Wellenbrechern, die rot sein werden.
Der größte Kostenfaktor im Eissportzentrum ist indes die alternde Dachkonstruktion der Haupthalle. Ein statisches Gutachten hat laut Doll aber ergeben, dass kein akuter Handlungsbedarf besteht (die LZ berichtete). "Punktuell wird die Konstruktion nun aber ertüchtigt, um Korrosionsschäden vorzubeugen", sagt der Baudirektor. Die Mittel dafür stammen aus dem Budget für den Stadionunterhalt. Geld für ein neues Dach - Kostenpunkt schätzungsweise fünf Millionen Euro - sei dagegen erst in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt vorgesehen.
Dafür wird nach LZ-Informationen heuer turnusgemäß die Kälteanlage überholt, was mit rund 60000 Euro zu Buche schlagen dürfte. Die neue Eiszeit am Gutenbergweg soll dann spätestens Mitte August beginnen, wobei auch ein deutlich früherer Saisonauftakt möglich ist. Das hängt allerdings davon ab, ob zwei russische KHL-Mannschaften, die sich für ein Soinmertrainingslager in Landshut interessieren sollen, die Mehrkosten für eine frühere Eisbereitung übernehmen.
LES zufrieden mit Stadionmodernisierung
Bei der Landshuter Eishockey-Spielbetriebs GmbH (LES) stößt die bevorstehende Anpassung des Eisstadions an die Versammlungsstättenverordnung und die damit verbundene Erhöhung der Kapazität naturgemäß auf Wohlwollen. "Wir sind sehr zufrieden, dass das von der Stadt in Angriff genommen wird" , sagt Geschäftsführer Jürgen Rumrich. Allerdings hätten gerade die Fans noch weitere Wünsche - allen voran gehe es dabei um "eine Verbesserung der Toilettensituation auf der Stehplatzseite". Die LES selbst, die vor der nun beendeten Saison auf eigene Kosten - und damit faktisch auf Rechnung von Alleingesellschafter Rainer Beck - unter anderem den VIP-Raum modernisiert und vor der Halle ein Festzelt für die Fans aufgestellt hatte, werde dagegen vorerst nicht weiter ins Stadion investieren, sagt Rumrich. Der Geschäftsführer wird übrigens seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern.
Trotzdem macht sich der Ex-Nationalspieler Gedanken um den Traditionsstandort Landshut und die Attraktivität des deutschen Eishockeys insgesamt. Schließlich sei die LES nicht allein vom Zuschauerrückgang betroffen. "In der 2. Bundesliga beträgt das Minus rund 20 Prozent", sagt Rumrich. Auf Dauer müsse die derzeit fehlende sportliche Verzahnung zwischen der erstklassigen DEL und 2. Bundesliga, also ein geregelter Auf- und Abstieg, das Ziel sein. "Als ehemaliger Aktiver weiß ich, was für eine Euphorie ein Aufstieg auslöst." Umso schwieriger sei die Saison für die Landshuter gewesen. "Dass wir als Meister nicht aufsteigen konnten, hat es uns doppelt schwer gemacht." -jv-
Aus der Landshuter Zeitung vom 8. April 2013