I'm late to the party, sorry.
inside_evl: Deine 350 T€ sind ein Witz und an dieser Summe wäre ein Stadion, dass für die Anforderungen VStättV vorgerüstet wäre oder diesen genügen würde, sicherlich nicht gescheitert. Allein die Mehrkosten im Bereich Planung für ein Stadion oberhalb von 5T Personen Kapazität schätze ich auf einen hohen 6-stelligen bis unteren 7-stelligen Betrag über alle Planungsdisziplinen. Angefangen beim Objektplaner, der die höheren Anforderungen koordinieren und konstruktiv umsetzen muss, über den TGA-Planer, der zusätzliche sicherheitstechnische Anlagenteile planen und mit den zuständigen (Prüf-)Sachverständigen abzustimmen hat, der Tragwerksplaner, der aufgrund der Kategorisierung als Gebäudeklasse 5 - Sonderbau zusätzliche Standsicherheitsnachweise (z.B. dynamische Bemessungen und höhere/andere Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer der tragenden Bauteile, ggf. Heißbemessung im Zusammenhang mit BS) vorlegen muss und nicht zuletzt der Brandschutzfachplaner zusammen mit dem Prüfsachverständigen Brandschutz, die hier individuelle Maßnahmen abstimmen und dann diese auch haftungstechnisch vertreten müssen (Simulationen für Entfluchtung, Rauchgassimulation o.ä. alles möglich).
Zu diesem Betrag hast du dann aber noch keinen m2 mehr Stadion oder gem. Anforderungen VStättV benötigte Räumlichkeiten gebaut, geschweige denn einen Besucherplatz mehr geschaffen.
Und wenn ich dann hier lese, dass manche von "grüner Wiese" oder Wohngebiet schreiben, kann ich nur den Kopf schütteln. Wir befinden uns hier einem Gebiet gem. Flächennutzungsplan das dem Gemeinbedarf gewidmet ist und somit Sportstadien beherbergen kann. Daran mag ein Wohngebiet anschließen, das ist allerdings nur untergeordnet relevant für die Frage nach der Baurechtsschaffung. Und einen Umbau eines bestehenden Stadions an einem gewachsenen (und zugegebenermaßen limitierten) Standort als Bau "auf der grünen Wiese" zu bezeichnen, grenzt schon fast an Ignoranz. Bitte nicht vergessen, dass unser Stadion in zig Bauabschnitten seit den 50er, 60er, 70er und zuletzt 80er bis in die 2010er Jahren bestand und in Großteilen immer noch besteht, die sicherlich "kostengünstig" mit minimalen Anforderungen umgesetzt wurden. Ich weiß schon gar nicht mehr, ob wir auf der Stehplatzseite beim Abbruch 1 oder 2 Tribünenlagen vorgefunden haben, die einfach überbaut wurden.
Klare Vorgabe der Stadt war, dass das Stadion in den Ausmaßen (Länge*Breite) nicht größer wird, als bisher und daran haben sich die Planer nunmal zu halten. Das mag u.a. auch mit planungsrechtlichen Fragestellungen wie Abstandsflächen, Sammelpunkten, FW-Aufstellflächen etc. zusammenhängen, die wie bereits erwähnt, an einem gewachsenen Standort limitiert sind. Eine weitere Verschiebung der Außenkante Richtung Osten, die unweigerlich für eine Kapazitätserhöhung >> 5T Personen erforderlich ist, führt insbesondere im Bereich des Tragwerks für das Dach zu erhöhten Lasten auf die bestehende Tragkonstruktion der Sitzplatzseite (die Neubauseite kann man problemlos darauf auslegen) und höheren Spannweiten, was unweigerlich stärkere Profile oder andere Konstruktionsarten mit damit verbundenen Mehrkosten bedingt. Wer weiß (und das kann niemand hier im Forum beurteilen, wenn er nicht den Standsicherheitsnachweis gerechnet hat oder ihn zumindest versteht), ob die alten Tragkonstruktionen auf der Westseite das überhaupt abkönnen.
Grob überschlagen, angenommen man möchte 1.000 Personen mehr ins Stadion bringen, rechne ich mit 750 m2 BGF Flächenmehrbedarf tribünenseitig zzgl. mind. 500 m2 BGF Flächenmehrbedarf für dafür erforderliche Nebenflächen und zusätzliche Auflagen aus der VStättV. Im Benchmark lande ich zw. 3,5 Mio. € und 4,5 Mio. € brutto für die Baukosten und bei rd. 1,0 bis 1,5 Mio. € brutto Mehrkosten für Planung und Baunebenkosten. Da kann man sich als notorisch klamme Stadt, die viele ungedeckte / offene Baustellen im Bereich der Bildung und anderen Allgemeinbedürfnissen hat, schon mal fragen, ob das notwendig ist. Insbesondere vor dem Hintergrund der zum Zeitpunkt der Realisierungsentscheidung fragwürdigen sportlichen Klasse/Leistungen und der finanziell turbulenten Phase, in der sich der EVL befunden hat.
Ein Eisstadion ist ein Draufzahlgeschäft. Die erzielten Erlöse decken bei weitem nicht die Betriebs- und Instandhaltungskosten und daher ergibt sich auch auf Seiten des Eigentümers (welcher nicht der EVL ist, der aber der einzige Profiteur von mehr Kapazität wäre) keine Amortisation der erhöhten Kosten. Nichtmal von den Grundkosten.
Vor diesem Hintergrund können wir, glaube ich, alle lieb "danke danke danke" sagen, dass wir jetzt nicht unter freiem Himmel spielen oder ein vergleichbar kleines Neubaustadion wie in Kaufbeuren, sondern ein modernisiertes Stadion haben, dass ggf. noch DEL tauglich umgebaut werden kann.
Ob ich trotz der o.g. Ausführung mit dem Endergebnis zufrieden bin? Nein! Kardinalsfehler wie der Wegfall des Stadionrestaurants, eine aus meiner Sicht schlechte Planung bei der Ausbildung der Stehplatztribüne (und ich spreche hier nicht nur vom Bereich hinter der Strafbank) und die Positionierung des Gästeblocks, hätten einfach besser gelöst werden müssen und können.
Bzgl. Wärmerückgewinnung der Kälteanlage. Die Abwärme wird natürlich genutzt. Allerdings ist der Bedarf des gesamten Stadions deutlich höher, als das was an Abwärme anfällt. Neben teilen der Heizungsanlage und Warmwasserbereitung wird der Großteil der Abwärme in den 3 Schneeschmelzgruben und für die Erhitzung des Eiswasser für die Eismaschinen benötigt.