Schon in den ersten Tagen des neuen Jahres wird's beim EV Landshut wieder turbulent:
Coach Bernie Englbrecht wirft hin, Alex Serikow übernimmt vorübergehend
Uli Egen und Ben Doucet heiße Kandidaten - Demnächst Treffen potenzieller Gesellschafter
Es hatte sich am Montag schon angekündigt: "Ich brauch' das alles nicht", hatte Bernie Englbrecht gesagt. Gemeint waren sein Trainerposten beim EV Landshut und die heftige Kritik gegen seine Person. Nur einen Vormittag später zog der 58-Jährige einen Schlussstrich - der hiesige Eishockey-Oberligist muss sich einen neuen Coach suchen. Bis der gefunden ist, übernimmt Nachwuchstrainer Alex Serikow.
"Nach einer gemeinsamen intensiven Analyse der aktuellen Situation haben Cheftrainer Bernie Englbrecht und Geschäftsführer Stefan Endraß beschlossen, die Zusammenarbeit zu beenden", gab die für die Oberliga-Mannschaft zuständige LES GmbH gestern in einer Pressemitteilung bekannt. Der Schritt sei eine Entscheidung von Englbrecht gewesen. Was ihn zu diesem Schritt bewogen hat, ist unschwer zu erraten: die dauerhaften persönlichen Anfeindungen von Fan-Seite aufgrund der sportlichen Talfahrt des niederbayerischen Traditionsclubs. "Mir fehlt der Respekt", hatte der Landshuter am Montag geklagt. In der Tat musste sich Bernie Englbrecht zuletzt zum Teil massiv unter der Gürtellinie beschimpfen lassen. Kritikpunkte waren vor allem Kaderzusammenstellung und taktische Ausrichtung der Mannschaft. Zudem wurde ihm vorgeworfen, anstelle von Patrick Berger seinen Sohn .Max auf der Torhüterposition zu bevorzugen.
Der zigfache Nationalspieler und deutsche Meister von 1983 hatte den Oberligisten Weihnachten 2015 von Toni Krinner übernommen. "Ich mache das gern, weil ich helfen will. Der Verein hat mir viel gegeben, ich will ihm etwas zurückgeben", hatte Bernie Englbrecht seine Entscheidung stets begründet.
Ähnlich äußert sich Alex Serikow: "Das ist auch für mich schnell gegangen. Aber es ist doch klar, dass ich helfe", sagt der 41-Jährige, der in dieser Saison mehrfach als Unterstützung neben Englbrecht an der Bande stand. Der gebürtige Landshuter trainiert eigentlich das Knaben-Team des Stammvereins und steckt nun in der Zwickmühle: "Ich kann meinen Jungs nicht vorpredigen, durchzuhalten, und Ziele zu verfolgen, und dann selbst bei der ersten Gelegenheit abhauen. Ich will schnell zu den Knaben zurück. Ich hoffe deswegen, dass nächste Woche ein Trainer gefunden ist."
Dieses Ziel hat sich auch LES-Geschäftsführer Stefan Endraß gesetzt. Wer der neue Mann sein soll? Dem Vernehmen nach ist Uli Egen (60) ein heißer Kandidat. Der Füssener trainierte zuletzt den HC Gröden im der Alpen-Hockey-Liga, musste dort aber im Oktober seinen Hut nehmen. Auch Ben Doucet (53) wird in der Gerüchteküche gehandelt. Der dürfte älteren EVL-Fans bestens in Erinnerung sein. In der Saison 1990/91 spielte der DeutschKanadier für die Niederbayern.
Der Trainerwechsel fällt bei der LES genau in eine Zeit, in der es eh schon turbulent zugeht. Gemäß dem von Stefan Endraß vorgelegten Sanierungsplan sollen bis Ende Januar die drei alten Gesellschafter Jörg Wollny, Kilian Zieglmaier und Robert Altinger durch neue abgelöst werden. Ob das Trio da ohne weiteres mitspielt, sei dahingestellt. Immerhin soll sich Stefan Endraß am kommenden Dienstag in einer "Elefanten-Runde" mit mehreren Gönnern und potenziellen Neu-Gesellschaftern treffen. -nag-
Aus der Landshuter Zeitung vom 04.01.17