Das wird wohl auch der Punkt sein, der die Polizei umtreibt....seit Jahren, immer wieder und immer die selbe Gruppe.
Selbst wenn Monatelang Ruhe ist und auch drastische Provokationen gekonnt ignoriert werden, kommt halt immer irgendwann wieder der Tag an dem es kracht.
Aus der Sicht der Organisation, die für Ruhe und Ordnung sorgen muss, ihre Leute in die Schusslinie stellen muss und kein vorrangiges Interesse an Stimmung hat, kann ich diese Haltung vollauf verstehen, warum sollte da jemand nachgeben?
Dass die Polizei den aktuellen Zustand nicht bedauert darf wohl angenommen werden. Denn mit den aktuell 7 laufenden Stadionverboten hat man ja nicht nur diese 7 Personen (zumindest vorerst) aus dem Stadion verbannt. Man hofft zudem natürlich auf einen Präventionseffekt durch Abschreckung. Abschreckend ist es angeblich auch, wenn zwischen der Tat und der Ahndung derselbigen möglichst wenig Zeit vergeht. Wie gesagt, der Vorfall ist jetzt etwa 9 Monate her.....
Wenn ich ganz normal ins Stadion gehe und ganz normal Eishockey schaue, wie kann ich den dann mit einem Stadionverbot bzw Polizei konfrontiert werden? Also MIR und meinen Begleitern ist soetwas noch nie passiert, aber evtl kann mir jemand Abhilfe leisten!?!
Wenn man normal ins Eishockey geht und sich dort normal benimmt wird einem normal nichts passieren und auch die Polizei wird normal nichts von einem wollen. Stimmt.
Aber lass´ mich mal ein kleines fiktives Gedankenspiel durchspielen:
mein Protagonist, nennen wir ihn mal Franz Friedlich, ist 23 Jahre alt, 1 Meter 80 groß, von kräftig-athletischer Figur und großer EVL-Fan. Er gehört keinem Fanclub an, sein Stammplatz bei jedem Heimspiel ist über der Gästestrafbank. Am 19.1.18 fährt der gute Friedlich alleine mit seinem Auto mit Landshuter Kennzeichen zum Auswärtsspiel nach Deggendorf und parkt ganz in der Nähe des Stadions. Schnell die dunkelblaue Softshelljacke angezogen, den Fanschal um den Hals gebunden und ab ins Stadion. Erst nach der Schlusssirene sieht er dass auch ein Kumpel von ihm im Stadion war. Die beiden ratschen noch 5 Minuten über das Spiel und was man am nächsten Wochenende machen könnte. Danach geht der Kumpel aus der Halle zu seinem Auto, Friedlich geht vor der knapp einstündigen Heimfahrt noch auf die Stadiontoilette.
Als er auf dem Weg zu seinem Auto am Stadionvorplatz vorbei kommt sieht er dass sich dort eine größere Gruppe von Leuten befindet und dass die Stimmung angespannt ist als plötzlich einige Streifenwägen auf das Gelände zurasen. Friedlich geht schnellen Schritts weiter Richtung Auto, er will in nichts hineingezogen werden und zudem hat er ja auch rein garnix Verbotenes getan. Er erreicht seinen Wagen und fährt vom Parkplatz runter als er Sekunden später von der Polizei angehalten wird. Die Polizisten fragen ihn ob er im Spiel war und warum er es so eilig hatte zum Auto zu kommen. Friedlich ist verunsichert und beantwortet brav die Fragen. Dann werden seine Personalien aufgenommen und ein paar weitere Notizen gemacht. Dann darf er weiterfahren. Wohl ist ihm nicht bei der Sache, aber er hat sich ja noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Naja, vor ein paar Jahren hat er auf einem Volksfest mal einem Angetrunkenen eine ordentliche Watschen gegeben als der seine Freundin massiv belästigte. Die Angelegenheit wurde von der Polizei zwar aufgenommen aber die Sache verlief im Sande.
Die Deggendorfer Polizei ist mittlerweile eifrig am ermitteln. Man nimmt natürlich auch mit den szenekundigen Beamten in Landshut Kontakt auf und schaut sich die festgestellten Personalien an. Dort ist Friedlich gesichtsweise bekannt, der steht ja immer im M-Block in der Nähe dieser dunkel gekleideten Problemgruppe rum. Im Stadion hat er aber noch nie was angestellt. Doch in Deggendorf liegt eine Täterbeschreibung von 2 Zeugen vor, die auf Friedlich passen könnte: etwa Mitte 20, durchschnittliche Größe, kräftiger Körperbau aber nicht dick, schwarze oder dunkelblaue Jacke und Fanschal. Und dieser Friedlich hatte auch vor ein paar Jahren schon mal Ärger am Hals als er mal Jemandem eine ordentliche Watschn gegeben hat. Das sagt zumindest der KAN, also der Kriminalaktennachweis*. In der ist Herrn Friedlich eine von 1,6 Mio Dateien der bayerischen Polizei gewidmet. Gut, das Verfahren wurde sehr schnell wieder eingestellt und die Datei hätte deshalb eigentlich umgehend gelöscht werden müssen. Ist halt aus irgendeinem Grund versäumt worden. Aber anscheinend hat er einen gewissen Hang zur Gewalt, der Friedlich. Und die Beschreibung der Zeugen passt ziemlich gut. Gut, die Lichtverhältnisse am Tatort waren nicht wirklich gut und Zeugen reden oftmals auch einen ganz schönen Schmarrn daher aber diesen Friedlich werden wie mal vorladen......
Wenn es im wahren Leben einen Franz Friedlich geben würde würde ich sagen dass er jetzt ein Problem als Hals hätte weil ihn ein paar Dinge verdächtig machen: er war nachweislich am Ort des Geschehens, die passende Täterbeschreibung von 2 Zeugen, eine Verfehlung in der Vergangenheit. Einen Entlastungszeugen hat er nicht, er war ja alleine unterwegs. Und die Medien haben den Vorfall schön breitgetreten und damit auch die Behörden unter Zugzwang gebracht die Schuldigen so schnell wie möglich zu präsentieren. Sieht nicht gut aus für Franz Friedlich...
Und wie unserem fiktiven Franz Friedlich könnte es jedem von uns Eishockeysfans gehen. Zumindest wenn man männlich, zwischen 16 und 40 ist, der Mode gemäß gerne dunkle Jacken anhat und von der Statur her nicht außergewöhnlich groß oder klein, dick oder dünn ist.
Und bevor jetzt die Frage kommt, ob ich annehme dass die 7 aktuell ausgesperrten Fans das Schicksal von Franz Friedlich teilen: ich weiß es nicht. Ausschließen kann ich es aber auch nicht.
* Bei Interesse: die Süddeutsche Zeitung hat mal über dieses Thema berichtet, unter Berufung auf den bayerischen Datenschutzbeauftragten.