LZ vom 28.09.2012: Power-Promotion á la Provinz

  • Power-Promotion á la Provinz
    Puff-Connection der LES stößt auf lautes Echo - aber beileibe nicht auf ungeteilte Gegenliebe


    Sex sells. Sport auch. Das ist so neu nicht. Schlüpfrig wird's erst, wenn sich die schönste Nebensache der Welt und die schönste' Sache überhaupt begegnen, zarte Bande knüpfen und eine Bindung eingehen. Noch dazu auf professioneller Ebene. Da heiligt der Zweck bisweilen schon mal die Mittel.
    Das mag sich auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vor den Sommerspielen in London gedacht haben. Die Ober-Olympioniken füllten das Reisegepäck ihrer Protagonisten mit dem obligatorischen Zahnbürsterl und packten vorsichtshalber noch reichlich Kondome ein. Die erwartungsfrohe Nation schmunzelte über Triebe und Liebe im Athleten-Dorf - wenn's der Leistungsexplosion dient.
    Nun glaubt der hiesige Eishockey-Zweitligist die Zeichen der Zeit erkannt und für sich richtig gedeutet zu haben. Puck und Puff - what shalls, sex sells! Schlappe 5000 Euro fließen via Kannibalen-Nummer in den LES-Säckel.
    Dafür prangt ein frivoler Kussmund - das Logo eines vom Landshuter Stadtrat genehmigten Bordells - auf den pinkfarbenen Aufwärmleiberln. In dem aufreizenden Outfit werden sich die Kufenflitzer quer durch die Republik zum Vorspiel aufs glatte Parkett begeben und in Schwung bringen. Die fürs Wochenende geplante Trikot-Premiere muss allerdings verschoben werden, weil sich die Lieferung verzögert. Tugendwächter und Moralapostel stehen schon stramm. Sie geißeln den Coup mit der horizontalen Branche und stimmen das Hohelied der Vorbildfunktion für die Jugend an. Andere sehen den - zugegeben pikanten Deal - entspannter: Pecunia non olet, Geld stinkt nicht.
    So tickt auch Rainer Beck. Der (finanziell) potente Eigentümer der Landshuter Eishockey Spielbetriebs-GmbH hat mit seiner PR-Flotte ratzfatz den Marketing-Turbo gezündet. Abteilung Attacke, Publicity um jeden Preis. Der Boulevard ist sofort angesprungen, seriöse Blätter haben nachgezogen und sich ebenfalls prächtig über das delikate Techtelmechtel amüsiert. Bisweilen mit kritischem Zungenschlag. Das ficht den Immobilienkaufmann nicht an. Rainer Beck genießt das Licht auf der öffentlichen Schaubühne - selbst wenn's rot schimmert: Der gebürtige Landshuter sieht sich als "Bauchmensch", die Cannibals als Herzensangelegenheit, legt sich mit Gott und der (Eishockey-)Welt an und lässt dabei kaum ein Fettnäpfchen aus. Mal schau'n, was demnächst auf seinem Lustradar auftaucht.
    Zum Provinz-Pionier für anzügliche Geschäftsbeziehungen wird's freilich nicht reichen. Da waren andere schneller. Der AC Landshut hat jüngst im Speedwaystadion von eben jenem Etablissement aufreizende Plastiktütchen verteilen lassen, in der Schwenninger Helios-Arena ziert bereits seit längerer Zeit ein Bordell-Schriftzug die Bande. Ohne aufstöhnendes Brimborium.
    Ob sich Rainer Beck mit der offensiven Puff-Kampagne einen Gefallen getan hat? Schau'n mer mal. Fakt ist, dass die LES-Bediensteten ihre schmucken Anzüge vom Auftaktspiel gegen Rosenheim am vergangenen Freitag wieder an die Stange hängen mussten - aus Protest des Ausstatters Wöhrl gegen die Werbe-Connection mit dem ältesten Gewerbe der Welt. Hier scheint das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. Die Cannibals versuchen jedenfalls emsig die Wogen zu glätten und die Partnerschaft mit dem Bekleidungshaus fortsetzen zu können. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Kannibalen-Personal bis Sonntagabend neue Klamotten findet. Sonst könnt's nämlich ein richtiger Skandal werden. -ms-


    Aus der Landshuter Zeitung vom 28.09.2012