LZ vom 07.03.2015: Zwischen Lust und Frust

  • Zwischen Lust und Frust
    Brad Staubitz wartet auf einen deutschen Pass und ist beim EVL bloß Teilzeitkraft - für einen ehemaligen NHL-Profi eine unbefriedigende Situation


    Er macht eine gute Figur. Wie Max Forster, Kyle Doyle, Ty Morris und Cody Thornton trägt Brad Staubitz an diesem Vormittag das rote Trikot, bildet mit ihnen zusammen eine Trainingsgruppe. Die Stimmung ist gut, es wird viel geflachst und gefrotzelt. Keine Frage, Staubitz gehört dazu, ist im Kader beim EVL Landshut voll integriert. Freilich: Wenn's wirklich drauf ankam, war der 30-jährige Kanadier mit reichlich NHL-Erfahrung in dieser Saison bislang oft außen vor, trug anstatt des rot-weißen Leiberls des Eishockey-Zweitligisten zivil und saß als überzähliger Ausländer auf der Tribüne. Von 40 möglichen Partien seit Mitte Oktober absolvierte er mit 22 gerade ein bisserl mehr als die Hälfte.
    Fast fünf Monate nach seiner Verpflichtung wartet Brad Staubitz darauf, dass er einen deutschen Pass bekommt. Nach einer Mittelfußknochen-Fraktur im vergangenen Frühjahr hatte er sein erstes Engagement fern der Heimat - vermittelt von Kumpel Kyle Doyle - mit ganz anderen Erwartungen angetreten. Ob der Hängepartie wirkt er zunehmend geknickt: "Es ist absolut frustrierend. Dieser Pass ist die einzige Sache, die mich davon abhält, zum Erfolg dieser Mannschaft beizutragen und Eishockey zu spielen", sagt Brad Staubitz und bekräftigt nochmals: "Es ist wirklich frustrierend."
    Keine einfache Situation. Nicht für den sympathischen Allrounder. Und auch nicht für LES-Manager Wiggerl Donbeck, der sich von seinen Kritikern immer wieder anhören muss, bei dem Transfer blauäugig vorgeprescht zu sein. "Die Situation konnte leider keiner voraussehen", verteidigt sich Donbeck.
    So lange Staubitz keinen deutschen Pass hat, stehen im Kader des EVL weiter fünf Ausländer, von denen laut Reglement nur vier in einem Match spielen dürfen. Einer muss also zuschauen. Das kongeniale Stürmerduo PJ Fenton/Patrick Jarrett sowie Keeper Tyler Weiman sind gesetzt, bleiben Kapitän Cody Thornton und Brad Staubitz. Zuletzt zog Staubitz oft den Kürzeren. Trotz großem Fleiß in den Übungseinheiten. "Er trainiert wie ein Berserker, gibt jeden Tag alles. Meckert nie. Es ist hart, dass es den "Staubi" trifft", sagt Donbeck. "Das hat nichts mit der Leistung zu tun", erklärt auch Chefcoach Toni Krinner: "Aber ich muss schauen, dass Cody Thornton nach seiner Verletzung wieder Spielpraxis bekommt."
    Das ist hart - und zugleich neu für Brad Staubitz, der es auf 230 NHL-Begegnungen für San Jose, Anaheim, Montreal und Minnesota Wild brachte. "Ich bin es gewohnt, zu spielen. Ich will spielen", sagt der Kanadier. Seine Vergangenheit lässt sich der Star ohne Allüren aber nicht raushängen: "Wenn das Team im Moment einen anderen braucht, dann kann ich nur auf meine Chance warten. Es geht nur ums Team."
    Auf Dauer geht's freilich auch um ihn. Eine Einsatzgarantie hat er nicht. Auch nicht für die Playoffs. "Ich werde nicht eine Woche vorher meine Aufstellung festlegen", sagt Krinner. Ob die Zukunft von Staubitz in Landshut liegt, hängt primär von der P-Frage ab. "Wird er Deutscher, halten wir ihn gerne“ erklärt Donbeck. Ähnlich sieht's der Kanadier. "Ich mag das Team, ich mag die Stadt. Das hier ist eine gute Option, aber ich muss einen Verein finden, wo ich mehr spielen kann. Falls ich keinen deutschen Pass bekomme, muss ich woanders hingehen."
    Vorerst bleibt Brad Staubitz nix anderes übrig, als jeden Tag sein Bestes zu geben. Und zu hoffen, dass das Pendeln zwischen Eis und Tribüne, zwischen Lust und Frust, bald ein Ende findet. -nag-


    Aus der Landshuter Zeitung vom 07.03.2015