Die Landshut Cannibals bekommen namhafte Verstärkung:
Jiri Ehrenberger wird Trainer und sportlicher Leiter in Personalunion
Chefcoach Tobi Abstreiter weiß seit einer Woche, dass seine Tage gezählt sind
Jetzt ist es amtlich: Der 55-jährige Jiri Ehrenberger wird nächste Saison sportlicher Leiter und Trainer beim Eishockey-Zweitligisten Landshut Cannibals. "Landshut ist eine Eishockeystadt und eine Eishockey-Schmiede. Ich freue mich darauf und ich werde versuchen, den Nachwuchs in der zweiten Liga zu etablieren", sagte Ehrenberger gestern Nachmittag der Landshuter Zeitung auf Anfrage.
Trotz aller Freude über den neuen Topmann, es bleibt ein fader Beigeschmack. Denn wieder einmal hat sich bestätigt: Eishockey ist ein hartes, eiskaltes Spiel. Auf dem Eis und auch hinter den Kulissen. Gefühlte Nestwärme entpuppt sich da später oft als leichte Erhitzung, die bei der Reibung entsteht, wenn man über den Tisch gezogen wird. Wer zieht und wer gezogen wird, ist bei den Landshut Cannibals dieser Tage unschwer zu erkennen. In der zweiten Eishockey-Bundesliga spielt der Tabellenachte zurzeit um die "goldene Ananas" mit dem uncharmanten Namen "Pre-Playoffs". Irgendwo am Horizont schimmert auch noch die Hoffnung auf das Erreichen eines sechsten Tabellenplatzes, der die direkte Playoff-Qualifizierung bedeuten würde. Aber das ist aktuell nur der Rahmen für das Spiel, das hinter den Kulissen geboten wird. Es geht um Vertrauen, um Kompetenz und vor allem um Macht.
Alle reden, aber keiner sagt etwas. Das ist ein perfekter Nährboden für Gerüchte und Spekulationen. So wird in der Eishockeyszene schon seit Wochen geredet, dass die Tage von Cannibals Cheftrainer Tobi Abstreiter gezählt sind. Jetzt, wo Jiri Ehrenberger in der kommende Saison das neue Team der Landshut Cannibals zusammenstellen soll, liegt es auf der Hand, dass er auch als Cheftrainer an der Bande stehen wird. "Das wird sich alles erst nach der Saison zeigen", beteuert Manager Bernd Truntschka noch immer. Ehrenberger sei als sportlicher Leiter ein absoluter Wunschkandidat, ein Diplomsportlehrer mit DEL-Trainererfahrung" , so Truntschka weiter. Ja, man war seit einiger Zeit im Gespräch.
Vor einiger Zeit war Dezember. Die Cannibals haben ihre erste Krise hinter sich gebracht. Cheftrainer Tobi Abstreiter hatte sich vom Manager Bernd Truntschka emanzipiert und versuchte, das Team alleine wieder in die Spur zur bringen. Seitdem plätschern die Leistungen der Mannschaft so dahin und seitdem ist in der angeblich so glücklichen Kannibalenfamilie der Wurm drin. Seitdem wird getuschelt. Erst schön leise, dann immer lauter.
Manager Bernd Truntschka mag es gern geheimnisvoll. Er redet dann bei der Pressekonferenz lieber über wichtige Dinge, wie über die Apres-Skiparty, die am 18. Februar nach dem Heimspiel gegen den Tabellenführer Schwenninger Wild Wings stattfinden wird: "Wer mit Skischuhen kommt, hat freien Eintritt."
Cheftrainer Tobi Abstreiter stellt sich den Fragen der LZ und gibt ganz klare Antworten: "Ja, mir ist bewusst, dass mit mir in der kommenden Saison nicht mehr in der ersten Mannschaft geplant wird. - Ja, Bernd Truntschka hat mir das vor einer Woche ziemlich klar gesagt. - Ja, ich würde gerne in Landshut bleiben. - Ob sich im Nachwuchsbereich was ergibt, wird sich nach der Saison zeigen. - Ich bin nicht enttäuscht. So ist das Geschäft nun mal." Keine Klagen. Keine Vorwürfe wegen fragwürdiger Spielereinkäufe, kein Murren. Er macht weiter seine Arbeit und das gerade heraus, ohne Spielchen. -as-
Aus der Landshuter Zeitung vom 19.01.2011