Landshuter Zeitung vom 23.04.2013

  • Die meisten ESBG-Clubs ignorieren das DEB-Ultimatum und liebäugeln mit einer "DEL 2"
    Ein Votum für die Eigenständigkeit - nur davon hält die LES herzlich wenig
    "Das bringt uns doch überhaupt nicht weiter", sagt Geschäftsführer "Wiggerl" Donbeck


    Eines hat im Eishockey fast schon eine so lange Tradition wie die eigentliche Puckjagd: das Sommertheater. Heuer wird ein Schwank um die "DEL 2" gegeben. Um was es diesmal geht? Tja, wie üblich um Macht und Machtspielchen.
    Vorbilder für eine seriöse Abnabelung der Profi-Ligen vom Dachverband und eine gedeihliche Verzahnung im Spielbetrieb gibt's in der Sportbranche genügend. Was im Fußball der DFB und die DFL, sind im Basketball der DBB und die BBL, im Handball der DHB und die HBL oder im Volleyball der DVV und die DVL. Nur im Eishockey will's partout nicht klappen. Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ist ein eigener und illustrer Kreis von Gesellschaftern, die neue Lizenzen - wenn überhaupt - bloß nach Gutsherreriart und gegen Vorkasse verteilen. Ein sportlicher Aufstieg ist bis 2018 gestrichen. Deutscher Eishockeybund (DEB) und die für den Zweitligabetrieb zuständige ESBG müssen sich wie lästige Anhängsel fühlen. Bisweilen jedenfalls.
    Mal buhlt der DEB um die Gunst der DEL und/oder umgekehrt, mal die ESBG um die Gunst des DEB und/oder umgekehrt und neuerdings die ESBG um die Gunst der DEL und/oder umgekehrt. Die Zweitligisten haben im Januar den Kooperationsvertrag mit dem Verband fristlos gekündigt, nun "flirten" sie mit der Eliteliga. Das wiederum schmeckt dem DEB und seinen statutenreitenden Landesfürsten überhaupt nicht. Die fahren neben einer aberwitzigen Rückholaktion nach dem Motto "Kommt wieder unter mein Dach, alles wird gut" gleich scharfe Geschütze auf: Bis Mitte Mai haben die ESBG-Clubs die Chance, sich für einen neugeordneten Spielbetrieb unter Verbandsregie anzumelden, ansonsten wird das "Unterhaus" ab 1. Juni zur "wilden Liga" abgestempelt.
    Die ESBG-Vereine haben sich von dem Ultimatum der DEB-Oberen um Präsident Uwe Harnos freilich nicht einschüchtern lassen. Sie haben bei ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag in Hannover - wie berichtet - gegen das Verbandsangebot und für ein Grundlagen-Konzept zur Schaffung einer eigenständigen 2. Liga votiert - also für eine "DEL 2". Laut Pressemitteilung ist bereits ab der Saison 2013/14 "eine enge Zusammenarbeit mit der DEL in den Bereichen Spiel- und Lizenzordnung sowie Schiedsgerichtsbarkeit" geplant.
    "Ich denke, dass, das nicht mehr aufzuhalten ist. Und es kann für uns ja auch gar nichts anderes geben. Der Harnos bewegt sich ja nicht nach vorne, nicht mal ein kleines bisschen. Das geht so nicht", sagte Falken-Boss Ernst Rupp der Heilbronner Stimme und brachte sich als Gründer einer DEL-2-GmbH sogleich höchstselbst ins Spiel: "Ich habe mich bereiterklärt, dass ich das machen werde." Unabhängig davon seien die ESBG-Clubs "weiterhin an einem Kooperationsvertrag mit dem DEB interessiert" und wollen ihn als Dachverband in Zukunft genauso "bedingungslos" anerkennen wie die IHF-Regularien.
    Ganz so harmonisch und einhellig wie zunächst kolportiert wurde, ging die Abstimmung jedoch nicht über die Bühne. "Der SC Riessersee und Kaufbeuren waren dagegen, ein weiterer Club stimmte weder dafür noch dagegen", verriet ein erboster SCR-Geschäftsführer Ralph Bader. In Enthaltsamkeit übte sich - und das ist die eigentliche Überraschung - die Landshuter Eishockey-Spielbetriebs GmbH (LES). "Wir verhalten uns absolut neutral", sagt der designierte LES-Geschäftsführer "Wiggerl" Donbeck und lehnt solche Bauchentscheidungen aufgrund über die Jahre aufgestauter Animositäten unter den handelnden Personen kategorisch ab: "Bis jetzt gibt's keine Fakten, das bringt uns doch so überhaupt nicht weiter."
    Der Mann ist frisch in der Branche - und offenbar voller Idealismus. "Es geht doch nicht um einzelne Menschen, sondern um die Zukunft des ganzen deutschen Eishockeys", sagt der 41-jährige LES-Manager: "Wir brauchen eine nachhaltige Struktur mit klaren Regeln, vor allem für die Nachwuchsförderung sowie Auf- und Abstieg." Und zwar durchgängig von ganz oben nach ganz unten und umgekehrt - so wie in allen anderen Sportarten hierzulande halt auch.
    Wo ein Wille ist, ist bekanntlich ein Weg - nur sind die Fronten zwischen den Protagonisten extrem verhärtet. "Dann müssen wir uns eben ein paar Tage lang einsprerren, bis wir alle gemeinsam eine saubere Lösung gefunden haben", sagt Donbeck und fügt schmunzelnd hinzu: "Notfalls wie bei der Papstwahl, bis der weiße Rauch aufsteigt." Das geht vermutlich schneller -ms-


    Aus der Landshuter Zeitung vom 23.04.2013