DEL und DEB machen gemeinsame Sache - nur die 2. Bundesliga bleibt auf der Strecke
Kannibalen tüfteln am "Plan B" und rücken noch enger mit dem Stammverein zusammen
Förderlizenz-Regelung vor dem Aus: Jetzt suchen sogar die Landshuter verstärkt junge Spieler
Nur auf den ersten Blick löste Ende vergangener Woche die Nachricht vom abgeschlossenen Kooperationsvertrag Freude unter den Eishockey-Anhängern der Republik aus. Bei etwas genauerer Betrachtung mussten die Fans der Zweitligisten schnell erkennen, dass dieser 22. Juli 2011 für ihre Clubs wahrlich kein guter Tag war.
In München hat sich am vorigen Freitag - wie berichtet - die Deutsche Eishockey Liga (DEL) mit dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) geeinigt. Die Vereinbarung, die im Detail demnächst vorgestellt werden soll, hat eine Laufzeit bis 30.Juni 2018 und betrifft in erster Linie das Nationalteam. Die DEL-Vertreter haben damit nicht nur ihr Ziel erreicht, hinsichtlich DEB-Auswahl den Fuß weit in die Tür zu bekommen, sondern konnten damit auch die Gefahr abwenden, als "wilde Liga" von allen internationalen Bewerben ausgeschlossen zu werden.
Und die 2. Liga? "Wir haben zwar eine generelle Einigung erzielt, dennoch ist es schade, dass der Weg für die Zweitligisten nicht gangbar war. Wir hätten eine Verzahnung erreichen können, aber die Bedingungen wurden von der ESBG nicht akzeptiert", erklärte DEB-Boss Uwe Harnos. Nicht nur mit dieser Aussage zog sich der Verbandspräsident den Zorn einer ganzen Reihe von Zweitligisten zu, schließlich soll er ihnen vor einer Woche noch zugesichert haben, dass er keinen Vertrag ohne Auf- und Abstiegsregelung unterschreiben wolle. Mit deutlicher Mehrheit haben die Vertreter der Zweitligisten das so genannte "letzte Angebot" der DEL abgelehnt wenn auch nicht einstimmig. Dafür sind die Interessen der einzelnen Clubs wohl zu unterschiedlich. Bietigheims Geschäftsführer Volker Schnabl begründete - stellvertretend für die Gegner - das "Nein" zum DEL-Vorschlag so: "Wir wären viele Kompromisse eingegangen wie Relegation mit Heimrecht für den Erstligisten, 800000 Euro Lizenzgebühr usw. Aber alles können wir nicht schlucken." Die DEL hatte eine Relegation erst ab der übernächsten Saison angeboten, einen Relegationsmodus, der ein zu frühes Saisonende für etliche Clubs bedeutet hätte - einen direkten Auf- und Abstieg hat das Eishockey-Oberhaus nicht mal in Aussicht gestellt.
Oliver Seeliger gehört wie Volker Schnabl zur Contra-Fraktion und begründet seine Position ähnlich: "Mit Blick auf den Sport, die Fans und den eigenen Geschäftsbetrieb konnte das Angebot nicht angenommen werden", sagte der ESBG-Geschäftsführer. Derweilen hat Stefan Wagner, vormals Mitarbeiter in der Geschäftsstelle der Landshut Cannibals und seit geraumer Zeit Manager der Schwenninger Wild Wings, die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass "man auf irgendeinem Weg noch eine tragfähige Lösung mit der DEL findet". Sollte dies nicht geschehen, dürften das Thema "Förderlizenzspieler" Geschichte sein, und auch Vorbereitungsspiele zwischen den Clubs beider Ligen rücken wohl in weite Ferne.
Im Gegensatz zu Bietigheim und anderen Vereinen zählten die Kannibalen zu den Befürwortern einer Vereinbarung. Zumal der Einsatz von DEL-Leihgaben eine wesentliche Rolle im Landshuter Budget spielt. Die Niederbayern rechnen nicht mehr mit einer Einigung und arbeiten fieberhaft an einem Plan B. In einem Gespräch erörterten EVLChef Helmut Barnerssoi und LESGeschäftsführer Bernd Truntschka am Montagnachmittag die Situation und kamen zu dem Ergebnis, dass GmbH und Stammverein noch näher zusammenrücken müssen.
Bernd Truntschka sowie Sportleiter und Chefcoach Jiri Ehrenberger brüten nun darüber, wie der Ausfall der "Förderlizenzler" kompensiert werden kann. "In erster Linie ist das wohl nur über den Nachwuchs zu machen", sagt Helmut Barnerssoi. Overage-Spieler wie Bastian Krämmer, Sebastian Busch und Stephan Kronthaler werden daher überwiegend dem Seniorenbereich zugeordnet. Und deshalb werden sich die Rot-Weißen jetzt verstärkt auf die Suche nach Nachwuchskräften der Jahrgänge 93 und jünger machen, die im Gegensatz zu den OverageSpielern den Verein wechseln dürfen. Dem Slowaken Andrej Bires könnten also noch einige Nachwuchs-Talente folgen.
Da das DNL-Team vom EVL voraussichtlich auf den ältesten Jahrgang verzichten muss, bedarf auch der amtierende deutsche Meister einer Blutauffrischung. Auch andernorts, etwa in Heilbronn oder Crimmitschau, zerplatzte die Hoffnung auf FL-Akteure wie eine Seifenblase. Die Suche nach einem Ausweg hat allerorten begonnen. Ein eventuelles Ausleihen von DEL-Spielern, wie es im Fußball seit Jahren gang und gäbe ist, dürfte freilich an den DEB-Statuten scheitern. -cm-
Aus der Landshuter Zeitung vom 26.07.2011