Aus der Traum?
Es bleibt dabei: Der EVL Landshut erhält keine Lizenz für 2015/16 in DEL 2. Der Traditionsverein steckt aber nicht auf. LES-Eigentümer Rainer Beck will offenbar alle Rechtsmittel ausschöpfen
Von Michael SeImeier
Es bleibt dabei: Der EVL Landshut Eishockey erhält keine Lizenz für die Saison 2015/16 in der DEL 2. Dies bestätigte der ESBG-Aufsichtsrat im Rahmen der Gesellschafterversammlung am Donnerstagabend in Köln. "Der EVL hat die Voraussetzung der geforderten Wirtschaftlichkeit laut Lizenzordnung aktuell nicht erfüllen können", sagt DEL 2-Geschäftsführer Rene Rudorisch. "Das ist sehr schade. Andererseits haben wir uns Regeln gegeben. Diese müssen für alle gelten." Den Landshutern bleibt jetzt nur noch eine Option - und die werden sie auch ziehen: Der Traditionsverein kündigte am Freitag bereits eine Klage vor dem DEB-Schiedsgericht an.
Die negative Entwicklung beim EVL verwundert schon sehr. Zumal Wiggerl Donbeck, Geschäftsführer der Landshuter Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft mbH (LES) in schöner Regelmäßigkeit die positiven Zahlen der Jahresabschlüsse und Sponsorenakquise hervorgehoben hat. Erst vor zwei Wochen ließ er mitteilen: " Unser Ziel sind in dieser Saison Sponsoring-Einnahmen in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Das wäre dann ein Plus von einer Million Euro in zwei Jahren." So lange ist er in Landshut im Amt.
Zu dem Zeitpunkt müsste ihm der Ernst der Lage eigentlich bekannt .gewesen sein. Die Einreichungsfrist der Unterlagen für die Lizenzierung lief jedenfalls am 24. Mai ab. Danach wurden die Zahlen geprüft. "Die Kriterien haben sich nicht grundlegend geändert, die gibt es seit zwei Jahren", sagt Rene Rudorisch und fügt hinzu: "Wir haben Möglichkeiten gesucht, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten." Und noch etwas stellt er klar: "Wenn ein Verein in einer Saison schwarze Zahlen erwirtschaftet, muss er sich um die Lizenz normalerweise keine großen Sorgen machen."
Das taten die Landshuter offenbar auch nicht. Selbst den "blauen Brief" aus der ESBG-Zentrale werteten sie am Mittwoch nicht als Streifschuss. "Es liegt nur an Formalitäten", beschwichtigte Wiggerl Donbeck. Tags darauf trat er den Canossa-Gang an - zur Gesellschafterversammlung in Köln. Dort konnte der LES-Manager so viel erklären und reden, wie er wollte - die Kollegen ließen sich nicht umstimmen. Auch nicht, als LES-Alleineigentümer Rainer Beck via Telefon doch noch seine Bereitschaft signalisierte, die von der Lizenz-Abteilung seit längerer Zeit geforderte Bürgschaft über 200.000 Euro zu übernehmen. Keine Lizenz für den EVL - ein anderes Ergebnis war auch nicht zu erwarten. "Die Entscheidung ist am Dienstagabend bei der Aufsichtsratssitzung gefallen", sagt Rene Rudorisch im Gespräch mit unserer Zeitung: "Die Gesellschafterversammlung am Donnerstag hatte rechtlich gar keine Chance, den Beschluss zu ändern. Denn die Vereine kennen ja die Zahlen der anderen Clubs nicht."
Apropos Zahlen - hier tun sich ebenfalls Interpretationsspielräurne auf. "Die von uns gewählte Formulierung der wirtschaftlichen Sicherheiten war für die DEL 2 nicht ausreichend", konstatierte Donbeck am Mittwoch. "Es ist nicht ausschließlich an der Bürgschaft gescheitert und ein, zwei anderen kleinen Dingen", konterte Rudorisch am Freitag: "Der EVL ist wirtschaftlich nicht in der Lage, eine Saison durchzustehen." Die DEL 2 hat den "Fall Landshut" damit abt gehakt und sucht nun einen Nachrücker, Kandidaten sind Absteiger Heilbronn sowie die Oberligisten Duisburg und Regensburg. Das Trio kann ab sofort die Bewerbungsunterlagen einreichen.
Und der EVL? Ein Telefongespräch mit unserer Sportredaktion hat Rainer Beck abgeblockt und auf schriftliche Anfrage nicht reagiert. Immerhin gab es am Freitag um 14.05 Uhr eine kurze Pressenotiz. Darin heißt es, dass die LES die Entscheidung der ESBG "über die Verweigerung der Lizenz für die DEL 2-Saison 2015/16 mit Bedauern zur Kenntnis genommen" hat. Der weitere Wortlaut: "Es wird alles unternommen, um die Lizenz doch noch zu erhalten. Wenn erforderlich, wird der Rechtsweg komplett ausgeschöpft werden. Weitere Informationen werden im Hinblick auf das laufende Verfahren zu gegebener Zeit mitgeteilt werden. Entgegen verschiedenster Meldungen ist das Eigenkapital der LES GmbH abgesichert. Nach Meinung der Anwälte der LES GmbH liegt laut Lizenzstatut eine Einspruchsfrist von einer Woche vor, die in vollem Umfang ausgenützt wird."
Der deutsche Eishockey-Meister von 1970 und 1983 steckt also nicht auf. Vielmehr geben sie sich am Gutenbergweg kämpferisch. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Aus der Landshuter Zeitung vom 11.07.2015
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