Klimawandel
EVL-Fans haben sich vor dem heutigen Heimspiel gegen Bad Tölz auf Trainer Bernie Englbrecht eingeschossen. Der wehrt sich - und hofft auf Besserung bei seinem Team
1:2 daheim gegen Waldkraiburg - den Jahresabschluss hatten sich beim EV Landshut wohl alle anders vorgestellt. "Da hatte ich die Nase voll", gesteht Bernie Englbrecht. Auch der Anhang des EishockeyOberligisten hat die Nase voll - und schießt sich vor dem heutigen Heimspiel gegen den Rangdritten EC Bad Tölz (19.30 Uhr/Stadion am Gutenbergweg) speziell auf den 58-jährigen Coach ein.
Wenn's nicht läuft, ist ein Schuldiger häufig schnell gefunden. Im Sport ist das meist der Trainer. Die ohnehin gerne sehr kritische Anhängerschar des EVL macht da keine Ausnahme. Auf den Zuschauerrängen, vor allem aber in den sogenannten und doch oft alles andere als sozialen Netzwerken hat man Bernie Englbrecht als Urheber der sportlichen Misere auserkoren. Falsches System, falscher Torwart, falsches Training, einfach alles falsch. Klimawandel am Gutenbergweg.
Der Blitzableiter selbst ist über die wiederholt schwachen Leistungen seiner Truppe und die Anfeindungen gegen ihn persönlich natürlich auch nicht gerade erfreut: "Das alles lässt mich nicht kalt. Ich bin jetzt der D.epp. Ich mache den Job gerne, weil ich dem Verein helfen will. Mir fehlt der Respekt", wehrt sich Bernie Englbrecht: "Auch das Gerede, dass die Mannschaft gegen den Trainer spielt, ist ein Schmarrn. Das kam in meiner eigenen Zeit als Spieler eigentlich so gut wie nie vor." Der Ex-Nationaltorhüter und zweifache Olympiateilnehmer sollte es wissen, schließlich hat er in seiner langen Karriere doch so einiges erlebt." Wenn man irgendwann und irgendwo entscheidet, dass es ein anderer besser macht, hab' ich damit kein Problem. Ich brauch' das alles nicht", sagt Bernie Englbrecht.
Zeit für Ursachenforschung. Problem Nummer eins: keine Führungsspieler im Team. "Die es sein sollen, sind es nicht. Die es sein wollen, können es nicht", moniert Bernie Englbrecht.
Problem Nummer zwei: keine Torjäger. "Wir trainieren intensiv den Abschluss. Aber im Spiel sind die Spieler offenbar mental so gehemmt, dass es nicht klappt", sagt Bernie Englbrecht. Im Schnitt erzielte der EVL bloß 2,8 Treffer pro Partie. Und da sind die torreichen Siege gegen Sonthofen (8:5/6:1), Schönheide (7:4) und Lindau (7:1) schon mitgerechnet. Dass bislang keiner der Kontingentstürmer überzeugte, kommt erschwerend hinzu.
Problem Nummer drei: grobe Schnitzer. "Wir leisten uns zu oft individuelle Fehler. Und dann verlierst du halt aus Dummheit knapp ein Match, anstatt dass du es knapp gewinnst", sagt Bernie Englbrecht.
Und dennoch: Die Hoffnung auf Besserung ist da. "Bis zu den Playoffs ist es ja noch hin. Wenn die Mannschaft eine Trotzreaktion zeigt und eine Serie startet, ist noch alles drin", sagt Bernie Englbrecht. Gegen Bad Tölz wäre dazu heute die erste Gelegenheit. Die Oberbayern sind freilich gut drauf, aktuell Tabellendritter. Allerdings: Gerade gegen vordere Teams der Liga hat sich Landshut in dieser Saison zumeist ordentlich verkauft. Zählbares ist also durchaus im Bereich des Möglichen. Genauso wie der Einsatz der zuletzt kranken oder verletzten Luca Zitterbart, Valentin Kopp und Max Forster.
Aus der Landshuter Zeitung vom 03.01.17